Pflanzen entwickeln sich immer weiter, mit und ohne direkte menschliche Einwirkung. Über natürliche Selektion passt sich auch Coffea, die Spezies der Kaffeepflanzen ihrer Umwelt an. Als Nutzpflanze genießt sie besondere Aufmerksamkeit. Tausende Wissenschaftler gehen ständig der Frage nach, wie die Pflanze künstlich optimiert werden kann. Für mehr Fruchtertrag, höhere Resistenz gegen Schädlinge und Krankheiten, bessere Wetterbeständigkeit, geringeren Nährstoffbedarf, kurz: für einen möglichst effizienten Kaffeeanbau.
Das führt zwangsläufig auch dazu, dass der Fokus auf einigen wenigen Arten und Varietäten der Coffea-Pflanze liegt. Aus über 120 bekannten Arten werden hauptsächlich drei angebaut. Coffea arabica ist mit einem Anteil von etwa 60 % weltweit am weitesten verbreitet, gefolgt von Coffea canephora mit ca. 40 %. Letzterer ist unter dem Namen Robusta besser bekannt. Coffea liberica erkämpft sich gerade eine Stellung in der Specialty-Coffee-Szene.
Nein. Viele Kaffeeliebhaber:innen denken, dass die Bezeichnung „100 % Arabica“ ein besonderes Qualitätsmerkmal darstellt. Das stimmt so nicht.
Richtig ist, dass Arabica-Varietäten mehr natürliche Aromen mitbringen. Bei stark geröstetem Kaffee (oft als ‚italienisch‘ bezeichnet) spielt das aber kaum eine Rolle. Lange Röstzeiten sorgen dafür, dass die Röstaromen alle anderen Aromen überlagern. Robusta bietet mehr Koffein und ist wegen seiner ausgeprägteren Crema in Espresso-Blends beliebt. Allerdings gibt es auch beim Robusta starke Qualitätsunterschiede.
Mit dem Aufkommen von Specialty Coffee und der damit verbundenen Besinnung auf hochqualitative Kaffeebohnen rücken auch immer wieder Arten und Varietäten mit relativ wenig Ertrag, aber einem interessanten Geschmacksprofil ins Rampenlicht. Die Arabica-Varietät Geisha ist die aktuell prominenteste Vertreterin dieser Entwicklung. Mit Blick auf den gesamten Kaffeemarkt sind die Anbaumengen aber trotzdem sehr überschaubar.
Arabica-Varietäten Bourbon und Typica
Am häufigsten werden verschiedene Formen der Bourbon- und Typica-Varietäten angebaut. Diese stammen ursprünglich aus Äthiopien, wurden aber in den Jemen gebracht und von den Kolonialmächten weltweit verbreitet. Mit ihnen hat der kommerzielle Kaffeeanbau also begonnen. Mittlerweile gibt es zahlreiche natürliche Mutationen und Züchtungen der beiden Varietäten, da sie beide sehr anfällig für häufige Kaffeekrankheiten sind. In Brasilien, dem Land mit der weltweit größten Kaffeeproduktion, entstammen laut der Organisation World Coffee Research 97,55 % der Kaffeepflanzen von Bourbon und Typica.
Coffea arabica var. bourbon ist für ein sehr gutes Geschmackspotenzial bekannt, hochwüchsig und produziert Kaffeebohnen durchschnittlicher Größe. Sie wurde im 19. Jahrhundert hauptsächlich auf der Insel La Réunion angebaut. Der Name Bourbon kommt vom gleichnamigen Adelsgeschlecht, dem König Ludwig XIII. angehörte. Er regierte Frankreich von 1610 bis 1643. Damals und bis ins 19. Jahrhundert zwangen französische Siedler ihre Sklaven auf der Insel, Vanille, Zuckerrohr und Kaffee anzubauen.
Der bekannte Name der Bourbon-Vanille stammt ebenfalls aus dieser Zeit, als die Insel Hauptexporteur für Gewürzvanille war. Mit der Februarrevolution von 1848 wurde die Sklaverei auf der Insel offiziell abgeschafft. Zucker, Kaffee und Vanille wurden aber weiterhin angebaut und exportiert. Heute spielt der Kaffeeanbau auf der Insel kaum mehr eine Rolle. Die Kaffeebohnen der Varietät Bourbon sind Teil unserer Kaffeebohnen Günter, Bom Dia, Marcello Sweet, Toulouse und Decaf, aber von La Reunion kommen sie nicht mehr.
Coffea arabica var. typica ist ebenfalls für ein sehr gutes Geschmackspotenzial bekannt, hochwüchsig und produziert große Kaffeebohnen. Sie entstammt ursprünglich wohl der vorher beschriebenen Varietät Bourbon. Durch den sehr unterschiedlichen Verbreitungsweg hat sich aus Typica aber ein ganz neuer Strang von Mutationen und Züchtungen entwickelt. Die Niederländer brachten die Samen, die wir für gewöhnlich Bohnen nennen, nach Indonesien, hatten mit der Kultivierung aufgrund von Naturkatastrophen aber wenig Glück. Also brachten sie eine Pflanze in den Botanischen Garten Amsterdam.
Von dort aus wurden die Samen im Laufe des 18. Jahrhunderts nach Mittel- und Südamerika gebracht, wo sie bis in die 1940er Jahre angebaut wurden. Anfang des 20. Jahrhunderts begann auch die Kultivierung in Afrika. Die Varietät wurde nach und nach durch Bourbon und andere Varietäten ersetzt, weil sie extrem anfällig für verschiedene Kaffeekrankheiten ist. Die Kaffeebohnen der Varietät Typica sind Teil unserer Kaffeebohnen Günter, Bom Dia, Marcello Sweet, Decaf und Peru Lima Organic.
Krankheiten von Kaffeepflanzen
Die am häufigsten genannten Krankheiten von Kaffeepflanzen sind Kaffeerost, Kirschkrankheit und Fadenwürmer. Wenn sie um sich greifen, sorgen sie für starke Ernteeinbußen oder sogar für komplette Ernteverluste und können Kaffeepflanzen dahinraffen.
Kaffeerost
Beim Kaffeerost handelt es sich um einen Pilz, der bei Arabica-Pflanzen die gleichnamige Krankheit auslöst und im schlimmsten Fall zum Komplettausfall der Ernte führen kann. Wegen der gravierenden ökonomischen Folgen wurde in den 1970er Jahren in Portugal sogar ein eigenes Forschungszentrum gegründet, das Coffee Rust Research Center. Hier wollte man resistente Varietäten finden. Auch in Kolumbien gibt es entsprechende Forschungsbemühungen. In Mittelamerika waren 2012 Pflanzen auf 600.000 Hektar Ackerland von Kaffeerost betroffen. 300.000 Kaffeebauern mussten deshalb ihren Kaffee neu anpflanzen.
Kaffeekirschkrankheit
Bei der Kaffeekirschkrankheit, besser bekannt unter dem Namen Coffee Berry Disease (CBD), handelt es sich ebenfalls um eine Erkrankung, die durch einen Pilz ausgelöst wird. Wie der Kaffeerost befällt sie überwiegend Kaffeepflanzen der Art Arabica, ist aber weit weniger verbreitet und betrifft hauptsächlich Pflanzen in den afrikanischen Anbaugebieten. Auch CBD sorgt unter Umständen für einen Komplettausfall der Ernte.
Fadenwürmer bei Kaffee
Fadenwürmer gibt es überall: Mehr als 20.000 Arten sind bisher beschrieben, die Schätzungen für noch nicht beschriebene Arten reichen von 100.000 bis 10 Millionen. Manche von ihnen leben parasitär und befallen Pflanzen, Tiere und Menschen. Auch die Kaffeepflanze wird von verschiedenen Fadenwürmer-Arten heimgesucht. Sie spielen in allen Kaffeeanbaugebieten eine Rolle.
Varietäten von Bourbon und Typica
Varietät Caturra
Caturra ist kleinwüchsig und eine natürliche Mutation der Bourbon-Varietät. Der Name Caturra stammt aus der Sprache Guaraní und bedeutet „klein“. Sie wird in Teilen von Paraguay, Bolivien, Argentinien und Brasilien gesprochen. In Brasilien wurde die Varietät Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckt und ist seitdem wegen ihres geringen Platzbedarfs und der dichten Zweigstruktur beliebt. Die Pflanze produziert durchschnittlich große Kaffeebohnen und ist für ein gutes Geschmackspotenzial bekannt, wenn sie auf 1000–1600 Meter Höhe angebaut wird. Die ideale Anbauhöhe ist je nach Breitengrad unterschiedlich. Die Kaffeebohnen der Caturra-Varietät sind Teil unserer Kaffees Günter, Bom Dia, Marcello Sweet und Peru Lima Organic. Wie Bourbon ist Caturra anfällig für Kaffeerost, Kirschkrankheit und Fadenwürmer.
Varietät Catuai
Catuai ist ebenfalls kleinwüchsig und eine Kreuzung zwischen Caturra und Mundo Novo. Die Beschaffenheiten der Varietät sind ähnlich wie die von Caturra. Die Pflanze ist allerdings etwas größer und stabiler. Die Pflanze produziert durchschnittlich große Kaffeebohnen und ist bei einer Anbauhöhe von 1000–1600 Metern für ein gutes Geschmackspotenzial bekannt. Catuai ist Teil unserer Kaffees Günter, Bom Dia, Toulouse und Marcello Strong. Die reifen Kirschen können gelb oder rot sein, je nach Form der Varietät.
Varietät Mundo Novo
Mundo Novo ist großwüchsig und eine natürliche Kreuzung zwischen Bourbon und Typica, die in den 1940er Jahren im brasilianischen Bundesstaat Sao Paulo entdeckt wurde. Die Varietät wurde vom Instituto Agronómico de Campinas (IAC) in Brasilien an Farmer:innen verteilt und produziert Kaffeebohnen mit durchschnittlicher Größe. Mundo Novo findet sich in unseren Röstkaffees Toulouse und Peru Lima Organic.
Varietät Pache
Pache ist eine kleinwüchsige Varietät und als natürliche Mutation aus der Varietät Typica entstanden. Sie wurde zuerst im Jahr 1949 in Guatemala entdeckt. Die Pflanze produziert große Kaffeebohnen und ist für eine gutes Geschmackspotenzial bekannt, sofern sie hoch genug angebaut wird, das heißt ab 1000–1600 Meter, je nach Breitengrad. Pache ist Teil unserer Kaffees Toulouse und Peru Lima Organic.
Varietät Villa Sarchi
Villa Sarchi ist eine kleinwüchsige Varietät und aus einer natürlichen Mutation der Bourbon-Varietät hervorgegangen. Entdeckt wurde sie zwischen 1950 und 1970 in Costa Rica. Villa Sarchi produziert kleine Kaffeebohnen und hat ein gutes Geschmackspotenzial, wenn sie in Höhenlagen ab 1000 Metern aufwärts angebaut wird. Bekanntheit erlangte die Pflanze vor allem durch die Kreuzung mit der Varietät Timor Hybrid, woraus die Sarchimor-Gruppe hervorging. Auf diese gehen wir weiter unten genauer ein.
Varietäten der SL-Familie
Weitere Varietäten, die sich in unseren Kaffees finden, sind unter anderem SL28, SL14 und SL34. Hinter den technisch anmutenden Namen verbergen sich Bourbon- und Typica-Varietäten mit einem sehr guten bis außergewöhnlichen Geschmacksprofil. Die Pflanzen werden hauptsächlich in den afrikanischen Ländern Kenya und Uganda angebaut und sind teilweise sehr dürreresistent. SL14 und SL28 sind Teil unserer Kaffeeröstung Uganda Mount Elgon, die bald in den Verkauf startet.
Äthiopische Landsorten
Unter einer Landsorte versteht man eine Pflanzensorte, die sich über viele Jahre sehr gut an die ihr gebotenen Umweltbedingungen angepasst hat. Im Kaffeekontext finden sich die meisten Landsorten in den Wäldern Äthiopiens, dem Ursprungsland der Kaffeepflanze. Die Arabica-Varietäten aus dem Land zeichnen sich im Allgemeinen durch eine sehr hohe Geschmacksqualität und geringere Erträge aus. Gleichzeitig sind sie toleranter gegen Krankheiten als viele andere Arabicas wie die weitverbreiteten Varietäten Bourbon und Typica. Im Englischen sind die Begriffe Heirloom und Ethiopian Landrace gebräuchlich.
Varietät Geisha
Geisha (auch Gesha genannt) ist die wohl prominenteste Varietät der äthiopischen Landsorten. Die Pflanze ist großwüchsig, hat einen relativ geringen Ertrag, aber ein überragendes Geschmackspotenzial bei durchschnittlicher Bohnengröße. Sie spielt vor allem in der Specialty-Coffee-Szene eine große Rolle und wurde in den frühen 2000er Jahren in Panama wiederentdeckt.
Varietät Java
Java ist eine weitere Arabica-Varietät, die den äthiopischen Landsorten zugeschrieben wird. Sie ist großwüchsig, produziert große Bohnen und hat ein sehr gutes Geschmackspotenzial. Sie weist außerdem eine erhöhte Toleranz gegen Kaffeerost und die Kaffeekirschkrankheit auf. Den Namen erhielt die Varietät, weil sie von niederländischen Invasoren von Äthiopien auf die Insel Java gebracht wurde. Angebaut wird sie, wie Geisha, hauptsächlich in Panama.
Introgressive Varietäten
Bei der Introgression handelt es sich um eine Vermischung von Erbmaterial einer Art oder Unterart mit einer anderen derselben Population. Dies geschieht einerseits natürlich und zufällig in freier Wildbahn, wird aber vor allem in der Landwirtschaft häufig auch künstlich herbeigeführt. Bei der künstlichen Introgression tauscht man gezielt ein oder mehrere Merkmale einer Pflanze aus, etwa um eine besonders leistungsfähige, resistente und/oder qualitativ hochwertige Pflanze zu züchten. Im Kaffeebereich wird hauptsächlich zwischen zwei introgressiven Gruppen unterschieden: Catimor und Sarchimor.
Catimor- und Sarchimor-Varietäten
Die künstliche Introgression bei Kaffeepflanzen nahm Fahrt auf, als um 1920 die Varietät Timor Hybrid entdeckt wurde. Auf der Insel Osttimor hatte sich das Erbgut einer Robusta-Kaffeepflanze mit dem einer Arabica-Pflanze auf natürliche Weise vermischt. Heraus kam die Timor Hybrid getaufte Kaffeesorte, die eine Resistenz gegen Kaffeerost aufweist. Da die Pilzkrankheit damals wie heute teils schwere Probleme verursacht, machten sich Züchter:innen schnell daran, den Timor Hybrid weiter zu erforschen. Sie kreuzten ihn mit verschiedenen kleinwüchsigen Arabica-Varietäten.
Die besten Erfolge hatten sie mit den bourbon-basierten Varietäten Caturra und Villa Sarchi. Daher haben die Gruppen Catimor (Caturra x Timor) und Sarchimor (Sarchi x Timor) auch ihre Namen. Da die Varietät Timor Hybrid bereits Arabica-Erbgut enthält, spricht man hier auch von einer Rückkreuzung.
Catimor 192 ist eine dieser Varietäten. Sie wurde kleinwüchsig gezüchtet, produziert sehr viele große Bohnen und hat ein gutes Geschmackspotenzial. Darüber hinaus ist sie sowohl gegenüber Kaffeerost als auch CBD resistent. Die Varietät wurde künstlich aus der Kreuzung der Varietäten Caturra und Timor Hybrid 1343 produziert.
Da es bei der Introgression meist darum geht, auf möglichst wenig Platz den größtmöglichen Ertrag zu erwirtschaften, weisen viele der introgressiven Catimor- und Sarchimor-Varietäten keine besonders hohe Qualität auf. Es geht um hohe Erträge mit möglichst wenig Aufwand, also um viele Kirschen und krankheitsresistente Pflanzen. Der Markt für Spezialitätenkaffee macht im Gesamtmarkt für Kaffee ca. 15 % aus. Bei den restlichen 85 % geht es häufig hauptsächlich um Masse.
Das erklärt auch, warum Industriekaffee in der Regel sehr dunkel geröstet ist, um vor allem über Röstaromen einen gewissen Geschmack zu erreichen, den die Pflanze von Natur aus nicht hergibt. Trotzdem gibt es auch bei den Catimor- und Sarchimor-Varietäten Qualitätsunterschiede. Das liegt auch daran, dass der Markt für Spezialitätenkaffee rasant wächst, und mit ihm der Bedarf nach neuen, aufregenden Sorten.
F1-Hybride Kaffeevarietäten
Hybride sind im Allgemeinen die Samen, die aus der Kreuzung zweier genetisch unterschiedlicher Pflanzenarten hervorgehen, z. B. genetisch unterschiedliche Coffea-Pflanzen. Mit diesen relativ neuen Sorten will man Merkmale und Eigenschaften der beiden Ursprungspflanzen vereinen. Wie auch bei der Introgression sind die Ziele hier eine hohe Geschmacksqualität, mehr Ertrag und eine bessere Krankheitsresistenz. Tatsächlich können F1-Hybride auch über Introgression geschaffen werden, was aber kein Muss ist.
F1-Hybride zeichnen sich dadurch aus, dass sie in der Regel einen deutlich höheren Ertrag aufweisen als Nicht-Hybride. Der Zusatz „F1“ bedeutet, dass es sich um den ersten Nachkommen der Kreuzung handelt. Dabei steht das F für die lateinischen Worte filius oder filia, was auf Deutsch Sohn bzw. Tochter heißt. Die Zahl 1 steht für die erste Generation, die aus der Kreuzung entstanden ist. Die Samen des F1-Hybriden würden wiederum den F2-Hybriden hervorbringen usw. Da die zweite Generation bezüglich der gewünschten, gezüchteten Eigenschaften der ersten Generation aber nicht stabil ist, ist eine Aussaat derselben nicht wünschenswert. In der Botanik spricht man hier auch von samenfestem und nicht samenfestem, hybridisiertem Saatgut.
F1-Hybride gibt es für alle möglichen Pflanzenarten. Im Baumarkt lässt sich beispielsweise F1-Saatgut für Bohnen und Tomaten finden. Und es gibt immer wieder Kritik an selbigem. Denn das pralle, farbensatte Gemüse auf der Verpackung erhält man nur aus genau diesen Samen. Will man die Samen seiner ausgewachsenen Pflanzen für eine neue Aussaat verwenden, entstehen am Ende plötzlich ganz andere, kleinere oder gar andersfarbige Früchte. Das gleiche gilt für Samen, die wir aus Obst oder Gemüse aus dem Supermarkt fischen. Da es sich dabei meist um Früchte von F1-Hybridsamengut handelt, wächst aus den Samen der Früchte in der Regel nichts Vernünftiges.
Die meisten Kaffeepflanzen, die den F1-Hybriden zuzuschreiben sind, sind kleinwüchsig. Sie haben ein sehr gutes Geschmackspotenzial, einen hohen Ertrag und produzieren überdurchschnittlich große Bohnen. Zu den bekanntesten Varietäten gehören unter anderen Centroamericano, Evaluna, Milenio, Mundo Maya und Ruiru 11.
Gibt es genmanipulierte Kaffeepflanzen?
Bisher gibt es noch keine genmanipulierten Kaffeepflanzen. Die Ausführungen in diesem Artikel über Kaffeepflanzen-Varietäten mögen zwar den Anschein erwecken, aber Methoden der Introgression und Hybridisierung spielen in der Landwirtschaft seit vielen Jahrzehnten eine Rolle. Zudem ist die Genmanipulation in vielen Ländern der Welt, wie auch in der gesamten EU, größtenteils verboten. Ausnahmen gibt es lediglich für die Forschung, allerdings dürfen die Erzeugnisse meist nicht für den Verzehr in die EU eingeführt werden.
Laut dem Bundesinformationszentrum Landwirtschaft ist Mais aktuell die einzige Pflanze, die in gentechnisch veränderter Form in der EU angebaut werden darf. Weiterführend ist auf der verlinkten Seite zu lesen, dass aktuell „rund 64 Importzulassungen erteilt“ wurden. Und weiter: „Rund 60 Gentech-Pflanzen stehen auf der Warteliste für eine Zulassung in der EU, darunter verschiedene Sorten Mais, Raps, Baumwolle, Blumen, Sojabohnen und Reis.“
Pflanzenzucht in den Kaffeeanbauländern
So gut wie jedes Kaffeeanbauland hat sein eigenes Institut und ein oder mehrere Baumschulen, die bestimmte Varietäten züchten und an Bauern verkaufen. In den nationalen Instituten wird an resistentem Saatgut geforscht, und an solchem, das ideal auf die klimatischen und geologischen Bedingungen des Landes angepasst ist. Was in Äthiopien gut wächst, geht in Peru vielleicht ein. Deshalb ist es durchaus sinnvoll, dass jedes Land hier sein eigenes Süppchen kocht, anstatt auf ein gemeinsames Institut zu setzen.
Das heißt aber nicht, dass es keine länderübergreifende Forschung gibt. Großkonzerne haben selbstredend auch ein Interesse daran, möglichst effiziente Kaffeepflanzen zu züchten. Sie tun sich zum Beispiel in der Organisation World Coffee Research zusammen. Auch an einigen Hochschulen spielt Kaffee eine besondere Rolle. Für Europa ist in diesem Zuge etwa die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, kurz ZHAW, zu nennen. Hier leitet Prof. Dr. Chahan Yeretzian das sogenannte Coffee Excellence Center.
Mehr Informationen zu Kaffeevarietäten
Wenn du mehr über die Sorten und Varietäten der Kaffeepflanze erfahren möchtest, gibt es eine Anlaufstelle, die sich besonders dafür eignet. Die im Artikel bereits mehrfach erwähnte Organisation World Coffee Research pflegt einen Varietätenkatalog mit Informationen zu vielen gängigen Kaffeevarietäten. Wer des Englischen mächtig ist, erfährt hier mehr zu u. A. Qualitätspotenzial, optimaler Anbauhöhe, Krankheitsresistenz, Wuchsgröße, Ertrag und der Verfügbarkeit verschiedener Varietäten der Kaffeepflanze.