Titelbild zum Artikel über Kaffeeanbau. Zu sehen ist ein Teil der Anbaufläche der brasilianischen Familie Dutra mit kleinen Kaffeepflanzen.

Wie wird Kaffee angebaut?

168 Tassen Kaffee werden in Deutschland pro Kopf im Jahr durchschnittlich getrunken. Aber wo kommt Kaffee eigentlich her, wie wächst er, und was ist der Kaffeegürtel? Hier gibts Antworten.
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Wie ein Gürtel zieht sich der Bereich mit den idealen Anbaubedingungen für Kaffee um die Erdkugel. Das Kaffeegürtel genannte Areal erstreckt sich vom 23. nördlichen Breitengrad bis zum 25. südlichen Breitengrad entlang des Äquators.

Hier herrschen die idealen klimatischen Bedingungen für die Kaffeepflanze, von der es über 120 bekannte Arten gibt. Mit einem Gesamtanteil von ~99 % stellt der Anbau von Arabica und Robusta die überragende Mehrheit dar. Der koffeinärmere Coffea liberica (Liberica-Kaffee) ist gerade im Kommen, aber macht aktuell nur um die 1 % des Kaffeeanbaus aus.

Weltkarte mit eingezeichnetem Kaffeegürtel, der weite Teile Mittelamerikas, Afrikas und Asiens umschließt. Hier herrscht das ideale Klima für den Kaffeeanbau. Von links nach rechts sind folgende Länder markiert, aus denen wir Kaffee beziehen: Mexiko, Guatemala, Nicaragua, Peru, Kolumbien, Brasilien, Burundi, Ruanda, Äthiopien, Indien und Indonesien.

Weltkarte mit eingezeichnetem Kaffeegürtel, der weite Teile Mittelamerikas, Afrikas und Asiens umschließt. Unseren Kaffee haben wir zum Zeitpunkt der Artikelveröffentlichung aus den eingezeichneten Ländern bezogen.

Arabica- und Robusta-Kaffee sind am weitesten verbreitet

Die am weitesten verbreiteten Arten von Kaffee sind Arabica und Robusta. Dabei macht Coffea arabica ca. 60 % und Coffea canephora (Robusta) ca. 40 % des weltweiten Anbaus aus.

Die Pflanzen wachsen als Sträucher oder Bäume und sind immergrün. Das heißt, dass sie ihre buchenähnlichen Blätter nicht verlieren. Ganz im Gegensatz zur Buche und den anderen Laubbäumen, denen man in europäischen Gefilden begegnet. Allerdings sind die Kaffeepflanzen in den typischen Anbauländern wie Brasilien, Vietnam, Kolumbien, Indonesien, Äthiopien und vielen mehr in der Regel auch keinen kalten Temperaturen oder Schnee ausgesetzt.

Ist Arabica besser als Robusta?

Nein. Viele Kaffeeliebhaber:innen denken, dass die Bezeichnung „100 % Arabica“ ein besonderes Qualitätsmerkmal darstellt. Das stimmt so nicht.

Richtig ist, dass Arabica-Varietäten mehr natürliche Aromen mitbringen. Bei stark geröstetem Kaffee (oft als ‚italienisch‘ bezeichnet) spielt das aber kaum eine Rolle. Lange Röstzeiten sorgen dafür, dass die Röstaromen alle anderen Aromen überlagern. Robusta bietet mehr Koffein und ist wegen seiner ausgeprägteren Crema in Espresso-Blends beliebt.

So zeichnet sich Arabica aus

Kaffeeblüten in weiß mit Blättern und Hand.

Kaffeeblüte einer Kaffeepflanze der Art Coffea arabica. Foto von Nikolai Fürst.

Die Art Arabica stammt ursprünglich aus Äthiopien. Heute wird sie überall entlang des Kaffeegürtels angebaut. Da die Pflanzen in der freien Wildbahn um die 12 Meter groß wachsen, werden Sie von Farmer:innen immer wieder auf ~2 Meter Höhe gestutzt. So lässt sich der Ertrag besser steuern und die Kontrolle und Ernte erleichtern.

Von der Saat bis zur ersten schneeweißen Blüte vergehen zwischen zwei und vier Jahre. Allerdings bleibt die Caffea arabica um die 30 Jahre ertragreich und benötigt für die weiteren Erntezyklen etwa sechs bis neun Monate.

In der Blütezeit liegt ein süßlicher Duft in der Luft, der an Jasmin erinnert. Die schönen Blüten bleiben allerdings nicht lange. Wenn sie abfallen, wächst langsam die sogenannte Kaffeekirsche heran, die erst grün, dann gelb und schließlich rot schimmert. Der Rotton bei Erntereife ist zumindest bei den meisten Varietäten vorhanden, die nicht das Wörtchen Yellow im Namen tragen. Letztere bleiben nämlich gelblich. In der Steinfrucht wachsen dabei die Kaffeebohnen (Samen) mit.

So zeichnet sich Robusta aus

Auch Robusta-Kaffee stammt aus Westafrika und trägt ebenfalls weiße Blüten. Mit neun bis elf Monaten braucht er etwas länger, bis aus der Blüte eine reife Kaffeekirsche wird. Allerdings ist die Pflanze deutlich ertragreicher und unter anderem durch den höheren Koffeingehalt auch schädlingsresistenter.

Während eine kultivierte Arabica-Kaffeepflanze bis zu 5 kg Kaffeekirschen produziert, sind es bei der Robusta-Pflanze bis zu 10 kg. Die Kaffeebohnen unterscheiden sich optisch vor allem in ihrer Form. Arabica zeichnet sich durch eine länglichere, ovale Form und einen S-förmigen Schnitt in der Mitte aus, während Robusta rundlicher ist und einen geraden Schnitt aufweist.

Die größten Exportländer für Robusta sind Vietnam, Brasilien und Indonesien.

Kaffeebohnen Arabica und Robusta im Vergleich auf weißem Hintergrund. Es wird deutlich, dass die Arabicabohnen länglicher sind und einen geschwungenen Schnitt in der Mitte aufweisen, während die Robustabohnen kleiner und rundlicher sind und einen geraden Schnitt aufweisen.

Kaffeebohnen der Arten Arabica (links) und Robusta (rechts) im Vergleich.

Das ideale Klima für Kaffeepflanzen ist tropisch

Die Kaffeepflanze fühlt sich in tropischem Klima am wohlsten. Vor allem die am häufigsten kultivierte Art Arabica-Kaffee wächst auf Höhen von ca. 800 bis 3000 Metern. Um der zweithäufigsten Art, dem Robusta-Kaffee zu begegnen, muss man nicht ganz so hoch hinaus. Die Pflanzen finden sich teilweise bis in Küstenlagen.

Colombia Tabi Kaffeepflanzen im tropischen Klima der Region Tolima, Kolumbien.

Colombia Tabi Kaffeepflanzen im tropischen Klima der Region Tolima, Kolumbien. Foto von Nikolai Fürst.

Die Durchschnittstemperatur in Tolima, Kolumbien, liegt beispielsweise bei angenehmen 23° C im Jahresschnitt. Hier wachsen die Kaffeekirschen für unseren preisgekrönten Filterkaffee Colombia Tabi (Coffea arabica; mittlerweile vergriffen) auf ca. 1750 m. Kälter als 18° C wird es selten und viel wärmer als 28° C auch nicht.

Das passt gut, denn das Temperaturspektrum für den besten Ertrag für Arabica bewegt sich zwischen 15° und 34° C. Beim Robusta ist das ideale Temperaturfenster etwas enger gesteckt: Er fühlt sich zwischen 24° und 30° C am wohlsten, obwohl er sonst – wie der Name schon erahnen lässt – robuster ist als Arabica.

Sobald es zu Frost kommt, nehmen die Kaffeepflanzen erheblichen Schaden, von dem sie sich unter Umständen nie wieder erholen. Unsere Kaffeepflanze in der Rösterei in Günterstal steht deshalb immer drinnen. Falls du eine Kaffeepflanze als Zimmerpflanze im Auge hast, empfehlen wir dir, es uns gleich zu tun – zumindest für die kalte Jahreszeit mit Frostgefahr.

Kaffee züchten: vom Setzling bis zur Ernte

Neue Kaffeepflanzen wachsen aus den Samen, die uns besser als Kaffeebohnen bekannt sind. Geröstete Bohnen eignen sich nicht für die Aussaat. Wir benötigen grüne, unbehandelte Rohkaffeebohnen, deren Erntezeitpunkt möglichst kurz zurückliegt. 

Zuerst legen wir den Samen für einen Tag (24 Stunden) in Wasser ein, um ihn anschließend in ein Gemisch aus Blumenerde und z. B. Sand sowie einem mineralischen Substrat zu verpflanzen. Es ist wichtig, dass es nicht zu Staunässe kommt. Der Setzling benötigt zwar täglich Wasser, aber die Erde sollte durchlässig sein, sodass überflüssiges Wasser abfließen kann. 

Während die Kaffeepflanze wächst, wandern die Reste der Kaffeebohne in die Luft, bis sie schließlich abfallen. Beim Umtopfen oder der Auspflanzung ist es wichtig zu wissen, dass die Wurzeln der Kaffeepflanze sehr weit in das Erdreich wachsen.

Je nachdem, ob man Arabica- oder Robusta-Samen verwendet, ist eine Bestäubung notwendig. Während Arabica selbstbestäubend ist, ist Robusta kreuzbestäubend. Das heißt, dass letztere Art des Caffea canephora auf eine Fremdbestäubung durch Tiere, Insekten, Wind, Wasser oder Menschen angewiesen ist, damit nach den Blüten auch Kaffeekirschen wachsen können. Bis eine Kaffeepflanze Kirschen trägt, können bis zu fünf Jahre vergehen.

Das Wichtigste zum Kaffeeanbau in Kürze

  • Die Arten Caffea arabica und Caffea canephora (Robusta) werden am häufigsten angebaut.
  • In Brasilien, Vietnam, Kolumbien, Indonesien und Äthiopien wird am meisten Kaffee angebaut (in der Reihenfolge von viel zu weniger).
  • Arabica wird zwischen 800 und 3000 Metern ü. M. angebaut, Robusta auf 0 und 1000. 
  • Im tropischen Klima fühlt sich die Kaffeepflanze am wohlsten.
  • Kaffeepflanzen sind immergrün und anfällig für Frost und Schnee. 

Mehr Kaffeewissen gefällig? In unserem Beitrag Was ist Specialty Coffee erfährst du alles zu den Qualitätsunterschieden bei Kaffee. Die kennst du schon? Hier beschreiben wir, wie Kaffee geerntet wird. Was danach beim „Processing“ passiert, erfährst du in unserem Artikel zur Kaffeeaufbereitung.

Schön, dass du bis hierhin gelesen hast!
Dieser Artikel wurde zuletzt am 14.04.2023 aktualisiert. Wir überprüfen unseren Blog regelmäßig auf Aktualität und freuen uns immer über Feedback, entweder als Kommentar zum Beitrag oder per Mail an nico@guentercoffee.com.

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