Specialty Coffee ist der qualitativ hochwertigste Kaffee, den du kaufen kannst. Ausgebildete Experten, sogenannte Q-Grader, sichten, verkosten und bewerten die Bohnen. Die Specialty Coffee Association (SCA) legt dafür spezielle Richtlinien und eine Punkteskala von 1–100 fest.
Ab einer Punktzahl von 80 spricht man von Spezialitätenkaffee. Die rohen Kaffeebohnen dürfen dafür nur fünf sogenannte Defekte pro 300 bzw. 350 g aufweisen, beispielsweise Steinchen, Ästchen oder beschädigte Bohnen. Bei der Verkostung spielen Aroma, Geschmack, Säure, Körper, Gleichmäßigkeit, Sauberkeit, Nachgeschmack, Ausgewogenheit und die Süße des Kaffees eine Rolle.
In der Specialty-Coffee-Szene geht es zwar oft um Filterkaffee, allerdings sind die Begriffe nicht gleichzusetzen. Es gibt auch Espresso-Röstungen, die zum Spezialitätenkaffee gehören. Und auch hier können die vielen verschiedenen natürlichen Geschmacksnoten und -facetten der Kaffeeverietäten zur Geltung kommen.
Häufig handelt es sich bei Espresso-Röstungen aber um sogenannte Blends, also Mischungen von Kaffeebohnen, die oft aus verschiedenen Ländern kommen. Für tendenziell hellere Filterkaffee-Röstungen kommen bei kleineren Röstereien meist nur sortenreine Kaffeebohnen zum Einsatz (engl. Single Origin). So lassen sich die Eigenheiten der jeweiligen Varietät und des Herkunftslandes herausschmecken. Deshalb spricht man auch davon, dass Filterkaffee zu den klarsten und reinsten Formen des Kaffeegenusses zählt.
Premiumkaffee vs Specialty Coffee
Der Begriff Specialty Coffee ist hierzulande und im Rest der Welt leider ziemlich unbekannt. Das sieht bei Premiumkaffee schon anders aus. Aber wie steht es um die Qualität? Auch für Premiumkaffee hat die Specialty Coffee Association entsprechende Richtlinien festgelegt. Im Gegensatz zum Specialty Coffee darf Premiumkaffee mehr Defekte aufweisen. Welche genau das sind und wie sich Primär- und Sekundärdefekte unterscheiden, schlüsseln wir in der folgenden Tabelle auf.
Primärdefekte | Vorkommnisse pro Defekt | Sekundärdefekte | Vorkommnisse pro Defekt |
Schwarze Bohnen | 1 | Pergament | 2–3 |
Vollsaure Bohnen | 1 | Hülle/Schale | 2–3 |
Vertrocknete Kirsche | 1 | Gebrochen/Geplatzt | 5 |
Große Steine | 2 | Insektenschaden | 2–5 |
Mittelgroße Steine | 5 | Teilschwarze Bohnen | 2–3 |
Große Stöcke | 2 | Teilsaure Bohnen | 2–3 |
Mittelgroße Stöcke | 5 | Schwimmer (Floater) | 5 |
Außenhaut | 5 | ||
Kleine Steine | 1 | ||
Ästchen | 1 | ||
Wasserschaden | 2–5 |
Unterscheidung Specialty Coffee und Premiumkaffee
Was Defekte sind und wie diese gezählt werden ist jetzt klar. Aber wie unterscheiden sich Specialty Coffee und Premiumkaffee denn jetzt genau? Auch das schlüsseln wir für dich in einer Tabelle auf:
Eigenschaften | Specialty Coffee | Premiumkaffee |
Zulässige Defekte pro 350 g | 5 | 8 (+60 %) |
Keine Primärdefekte | ✔️ | ❌ |
Muss frei von Fehlern und Makeln sein | ✔️ | ❌ (nur frei von Fehlern) |
Mindestens ein Alleinstellungsmerkmal | ✔️ | ✔️ |
Feuchtigkeitsgehalt | 10–12 % | 9–13 % |
So erkennst du Specialty Coffee
Das war jetzt ganz schön technisch. Für dich zu Hause gibt es aber auch Kriterien, nach denen du die Kaffeequalität bestimmen kannst.
Die erste und einfachste Übung ist es, dir die Verpackung genauer anzuschauen: Ist ein Röstdatum angegeben? Sind Informationen zum Land, der Farm oder den Produzenten und Produzentinnen ersichtlich? Und wo genau ist eigentlich die Rösterei? Je mehr Infos du finden kannst, desto mehr spricht für eine hohe Qualität des Kaffees.
Danach kannst du die gerösteten Kaffeebohnen einmal genauer unter die Lupe nehmen. Wie hell oder dunkel sind die Bohnen geröstet? Sind gebrochene Bohnen dabei? Tritt vielleicht sogar Öl aus? Dabei gilt, dass hellere Röstungen mehr von ihrem ursprünglichen, natürlichen Aroma behalten. Gebrochene Bohnen sprechen für eine industrielle und wenig schonende Röstung. Wenn Öl austritt, kann das zwei Gründe haben: entweder, die Bohnen wurden zu lange geröstet, oder sie sind schon etwas älter.
Bei vielen Spezialitätenkaffees findest du außerdem Angaben zur Aufbereitungsmethode, den Varietäten und manchmal sogar zum Erntedatum – ähnlich wie bei Wein oder Sekt. Ein weiterer Indikator für die Qualität des Kaffees kann der Preis sein. Ein Spezialitätenkaffee kostet in der Regel mindestens 20 € pro Kilo aufwärts, wobei nach oben keine Grenzen gesetzt sind.
Wer hat Specialty Coffee erfunden?
Die Norwegerin Erna Knutsen gilt als die Schöpferin des Begriffs Specialty Coffee. Sie hat ihn 1974 im US-Magazin Tea & Coffee Trade Journal erstmals verwendet, um Kaffeebohnen mit herausragendem Geschmack zu beschreiben. Damals arbeitete sie als Chefsekretärin in einem Kaffeeunternehmen, bevor sie 1986 ihre eigene Firma Knutsen Coffees, Ltd. gründete.
Damit brachte sie in einer männerdominierten Unternehmenswelt ihr Projekt Specialty Coffee endlich eigenhändig voran. In ihrer alten Firma durfte sie als Frau nämlich weder den Cupping- noch den Röst-Raum betreten, wie Erna Knutsen in einer Rede bei der SCAA im Jahr 2014 verriet (Englisch). Sie starb 2018 im Alter von 96 Jahren. Über ihr hohes Alter scherzte sie in der verlinkten Rede, dass es Kaffee war, der sie so lange wachgehalten hat.
Was ist Gourmet-Kaffee?
Um es kurz zu machen: Gourmetkaffee ist an sich nichts Gutes oder Besonderes. Bei dem Zusatz Gourmet handelt es sich schlicht um ein Werbewort, das an keinerlei Bedingungen oder Voraussetzungen geknüpft ist.
Natürlich heißt das nicht automatisch, dass ein Kaffee, der so bezeichnet wird, schlecht ist. Es ist aber ganz schön unwahrscheinlich, dass hochqualitative, leckere Kaffees als Gourmetkaffee bezeichnet werden. Schließlich weiß man in den Kaffeeröstereien, welche Begriffe wirklich etwas aussagen und welche nur heiße Luft sind.
Es stellt sich also die Frage, wieso ein Rösterei, die hochwertigen Rohkaffee einkauft und veredelt, diesen als Gourmetkaffee, anstatt als Premium- oder Spezialitätenkaffee vermarkten sollte.
Das Wichtigste zu Specialty Coffee in Kürze
- Specialty Coffee ist besonders hochwertiger Kaffee (>80/100 Punkte).
- Die Specialty Coffee Association (SCA) legt Richtlinien zur Qualitätsbewertung fest.
- Kaffees werden auf Defekte untersucht und sensorisch bewertet.
- Sensorisch werden Aroma, Geschmack, Säure, Körper, Gleichmäßigkeit, Sauberkeit, Nachgeschmack, Ausgewogenheit und die Süße des Kaffees bewertet.
- Auch Aspekte wie der direkte Handel sowie soziale und ökonomische Erwägungen spielen bei Specialty Coffee oft eine Rolle.
Lust auf mehr Kaffeewissen? Hier kannst du mehr über den Kaffeeanbau lesen und hier erfährst du mehr über die Kaffeeernte und was danach kommt.
1 Kommentar
Janak
Thank you 👍 for the updating information ☺️
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