Was ist die Specialty Coffee Association?
Die Specialty Coffee Association, kurz SCA, ist eine weltweit tätige Organisation, die sich der Förderung von Spezialitätenkaffee widmet. Dafür legen ihre Mitarbeiter:innen und Aktiven Standards fest, bieten Schulungen an und organisieren Veranstaltungen, die sowohl Kaffeeliebhaber als auch Branchenprofis zusammenbringen. In diesem Artikel schauen wir uns die Geschichte der SCA, ihre Ziele, Veranstaltungen und Wettbewerbe genauer an.
Woher kommt der Begriff Specialty Coffee?
Der Begriff geht auf die Norwegerin Erna Knutsen zurück, die ihn 1974 im US-Magazin Tea & Coffee Trade Journal erstmals verwendet haben soll. Sie war eine Pionierin für guten Kaffee, half die Specialty Coffee Association of America mitzugründen und kämpfte für Frauen in der Kaffeebranche. Mehr zu Specialty Coffee liest du hier.
Geschichte der Specialty Coffee Association
Die Geschichte der SCA begann im Jahr 1982 mit der Gründung der Specialty Coffee Association of America, kurz SCAA. Sie gewann in der amerikanischen Kaffeebranche schnell an Popularität. Die SCAA setzte früh Maßstäbe in der Bewertung von Spezialitätenkaffee, förderte nachhaltige Praktiken und bot umfangreiche Schulungsprogramme an. Ihr Hauptziel war es, die Qualität des Kaffees von der Bohne bis zur Tasse zu verbessern und das gesellschaftliche Bewusstsein für die verschiedenen Aspekte des Kaffeegenusses zu schärfen.
Im Jahr 1998 wurde dann die Specialty Coffee Association of Europe, kurz SCAE, gegründet. Die SCAE widmete sich der Ausbildung von Baristas, Röstern und anderen Fachleuten sowie der Förderung des Wissensaustauschs und der Verbreitung von Best Practices. Auch hier stand die Qualität im Mittelpunkt, unterstützt durch zahlreiche Veranstaltungen und Wettbewerbe, um das Wissen und die Fähigkeiten der Mitglieder zu fördern.
Zusammenschluss zur Specialty Coffee Association
Im Jahr 2017 beschlossen die Vorstände beider Organisationen, SCAA und SCAE zusammenzulegen. Damit wollte man die Kräfte der beiden Organisationen bündeln, indem man Ressourcen konsolidierte, ein globales Netzwerk aufbaute und so die geteilte Vision besser umsetzen konnte, die Kaffeebranche auf der ganzen Welt zu verbessern. Die SCA repräsentiert nun ein breites Spektrum von Mitgliedern aus allen möglichen Ländern und Teilen der Kaffeekette, von Produzenten bis hin zu Konsumenten.
Ziele der Specialty Coffee Association
Die Arbeit, Planung und Ziele der SCA basieren auf einer Fünf-Jahres-Strategie. Die laufende Periode endet im Jahr 2025. Aktuell fokussiert sich die Arbeit in der Organisation laut eigenen Angaben auf vier Kernbereiche (übersetzt aus dem Englischen):
- Eine Nachhaltigkeitsagenda, die sich der gerechten Verteilung von Werten,
- der beruflichen Entwicklung und dem individuellen Wachstum,
- dem Knüpfen von Verbindungen auf globaler und lokaler Ebene sowie
- der Erbringung herausragender Dienstleistungen
Nationale Verbände der Specialty Coffee Association
Überall auf der Welt gibt es neben der Dachorganisation auch nationale Verbände der SCA. Sie organisieren die nationalen Wettbewerbe, an denen man teilnehmen und gewinnen muss, um bei den Weltmeisterschaften anzutreten. Neben der Specialty Coffee Association of Germany gibt es auch Verbände in 54 weiteren Ländern. Eine Übersicht findet sich auf der Website der SCA.
Veranstaltungen und Wettbewerbe
Die SCA veranstaltet jährlich zahlreiche Events und Wettbewerbe für die Kaffeebranche. Dazu gehören zwei große Messen rund um das Thema Kaffee in verschiedenen Ländern auf unterschiedlichen Kontinenten. Im Jahr 2023 hat die World of Coffee getaufte Messe in Athen und Dubai Halt gemacht, außerdem fand in Portland, USA, die Specialty Coffee Expo statt. Auf den Messen fanden teilweise auch die World Coffee Championships statt, mit Ausnahme der Röstmeisterschaft, Latte-Art-Meisterschaft und dem Wettbewerb Coffee in Good Spirits, die 2023 in Taiwan ausgetragen wurden.
Wie in anderen Branchen, helfen die Messen dabei, sich weltweit zu vernetzen. Hier trifft man Produzent:innen aus den Ursprungsländern, eine Vielzahl an Röstereibetrieben und Hersteller:innen von Maschinen und sonstigem Zubehör.
World Coffee Events
Die World Coffee Events, kurz WCE, ist eine Tochterorganisation der SCA und verantwortlich für die Durchführung der Kaffeeweltmeisterschaften in mittlerweile sieben Disziplinen. Los ging es im Jahr 2000 mit dem ersten Wettbewerb, den World Barista Championships. Über die Jahre kamen weitere Wettbewerbe dazu:
World Barista Championship: Der prestigeträchtigste Wettbewerb für Baristas weltweit. Die Teilnehmer:innen bereiten in 15 Minuten Espresso, Milchgetränke und Eigenkreationen zu und werden nach Geschmack, Technik und Präsentation bewertet. Zu den Gewinnern gehört beispielsweise der bekannte englische Barista James Hoffman, der auf YouTube über 2,13 Millionen Abonnent:innen zählt und den Wettbewerb im Jahr 2007 gewann.
World Brewers Cup: Ein Wettbewerb, der die Kunst des händischen Kaffeebrühens feiert. Teilnehmer:innen werden auf ihre Fähigkeit getestet, den besten Geschmack aus verschiedenen Kaffees herauszuholen. Dabei dürfen sie eigens ausgesuchte und geröstete Kaffeebohnen mitbringen und verwenden, müssen aber auch aus den gleichen, allen bereitgestellten Bohnen das Beste Ergebnis brühen.
World Cup Tasters Championship: Hier geht es um das Erkennen und Unterscheiden von Kaffees. Die Teilnehmer:innen müssen in kürzester Zeit aus 8 Mal 3 Tassensets jeweils die Tasse finden, die von den anderen beiden abweicht. Dafür haben sie acht Minuten Zeit. Bei Gleichstand entscheidet die Uhr. Im Jahr 2024 ist Aurore Ceretta von den Günter Coffee Roasters in Chicago Vizeweltmeisterin im Cuptasting geworden. Am Ende fehlten nur 10 Sekunden auf den Brasilianer Dionatan Almeida, der ebenfalls 8 von 8 richtige Tassen erschmeckte.
World Coffee in Good Spirits Championship: Ein Wettbewerb, der die Verbindung von Kaffee und Alkohol erkundet. Teilnehmer:innen bereiten Kaffee-Cocktails zu, die sowohl Kaffee- als auch Mixology-Fähigkeiten und Kreativität erfordern.
World Latte Art Championship: Hier wird die Kunst mit der Milch gewürdigt. Teilnehmer:innen gestalten beeindruckende Muster und Bilder in Milchschaum auf Espresso, die anschließend von einer fachkundigen Jury bewertet werden.
World Coffee Roasting Championship: Bei diesem Wettbewerb geht es ums Kaffeerösten. Die besten Röster:innen der Welt treffen hier zusammen, um an mehreren Tagen verschiedene Aufgaben zu erfüllen. Sie müssen die Qualität von Rohkaffee bewerten, eine Teströstung machen und diese schmecken/beschreiben und schließlich möglichst genau für die Wettbewerbsröstung reproduzieren.
World Cezve/Ibrik Championship: Eines der ältesten Hilfsmittel, um Kaffee zuzubereiten, nennt sich Ibrik bzw. Cezve. Dabei handelt es sich um ein tassenähnliches Gefäß, das einen langen Stiel anstatt eines Henkels hat. Meist ist es aus Kupfer oder Messing gefertigt. Gebraut wird der Kaffee mit Hilfe eines Heizelements, in dem Sand erwärmt wird. Die Meisterschaft wird seit dem Jahr 2011 ausgetragen und soll die alte kulturelle Tradition des Kaffeebrühens mit dem Ibrik feiern.
Wenn du mehr über die Kaffeeweltmeisterschaften wissen möchtest, legen wir dir unseren Blogartikel ans Herz.
Angebot der Specialty Coffee Association
Die SCA bietet ihren Mitgliedern und Interessierten viele Dienstleistungen und Ressourcen an. Darunter sind Bildungsprogramme, wissenschaftliche Publikationen, Marktstudien, technische Standards und Definitionen sowie Protokolle und Prozesse für verschiedene Aufgaben entlang der Kaffee-Wertschöpfungskette. Neben den weiter oben bereits erwähnten Messen und Wettbewerben organisiert die SCA auch regelmäßige Konferenzen.
Ein Projekt, das im Jahr 2023 und 2024 besondere Aufmerksamkeit verdient hat, ist eine Dokumentenreihe zum Coffee Value Assessment, das einen Leitfaden zur Bewertung von Kaffee bietet. Die SCA schreibt dazu in ihrem Jahresbericht 2023:
„Das im Jahr 2023 eingeführte Coffee Value Assessment bietet ein vollständiges, ‚hochauflösendes‘ Bild eines bestimmten Kaffees, das vier Bewertungsarten umfasst: physisch, beschreibend, affektiv und extrinsisch. Die Bewertung basiert auf bewährten Verfahren aus der Sensorik und der Rolle von Spezialitätenkaffee bei der Verteilung von Werten über die gesamte Lieferkette hinweg und ist für die globale, vielfältige Spezialitätenkaffeeindustrie der Gegenwart (und Zukunft) konzipiert.“ (Übersetzt aus dem Englischen)
Finanzierung und finanzielle Aufstellung der Specialty Coffee Association
Laut eigenen Angaben im Jahresbericht 2023 stand es um die Finanzen der Non-Profit-Organisation zum Start der Covid-Pandemie im Jahr 2020 sehr schlecht. Die SCA schrieb rote Zahlen und war 2 Millionen US-Dollar im Minus. Drei Jahre später steht die SCA deutlich besser da: Laut Jahresabschluss 2023 betrug das Kapital beachtliche 12 Millionen USD. Den Großteil der Einnahmen generiert die SCA aus Veranstaltungen und ihrem Schulungsangebot, die über 85 % der Gesamteinnahmen ausmachen. Weitere Einnahmen kommen aus den Mitgliedschaftsbeiträgen und Abonnements sowie „weiteren Einnahmen“, die nicht genauer spezifiziert sind. Für einige Kontroversen sorgten Sponsoringdeals wie die seit dem Jahr 2024 bestehende Kooperation mit dem Kaffeemaschinenhersteller Thermoplan. Dieser stellt in den Jahren 2024 bis 2027 die vollautomatischen Espressomaschinen für die World Coffee Championships in der Kategorie Latte Art.
Mitgliedschaftsmodelle und Preise
Die SCA bietet verschiedene Mitgliedschaftsmodelle an, um den unterschiedlichen Bedürfnissen ihrer Mitglieder gerecht zu werden. Ende des Jahres 2024 soll das Mitgliedschaftsmodell erneuert werden. Aktuell gelten noch folgende Kategorien und Konditionen:
- Individual Membership: Für einzelne Personen, die Zugang zu Bildungsressourcen, Veranstaltungen und einem globalen Netzwerk suchen. Der Preis liegt bei 90 Euro pro Jahr.
- Company Membership: Für Unternehmen jeder Größe, die zusätzliche Vorteile wie Werbemöglichkeiten und erweiterte Schulungsangebote nutzen möchten. Die Preise variieren je nach Unternehmensgröße und beginnen bei 390 Euro pro Jahr für kleine Unternehmen mit unter 1 Million USD Umsatz. Das größte Mitgliedschaftspaket kostet 2400 Euro pro Jahr und richtet sich an Unternehmen mit einem Umsatz jenseits der 20 Mio. USD.
- NGO/NPO: Eine SCA-Mitgliedschaft für Verbände, Nichtregierungsorganisationen (NGOs) oder Medienunternehmen, die in der Kaffeeindustrie tätig sind. Kostenpunkt: 390 Euro für bis zu drei Mitglieder in der Organisation.
Community, Kritik und unser Fazit
Die Specialty Coffee Association spielt eine zentrale Rolle in der Kaffeebranche, indem sie Qualität fördert, Wissen aufbereitet, Schulungen anbietet und Plattformen für Austausch und Vernetzung schafft. Gleichzeitig steht die SCA immer wieder in der Kritik der sehr vokalen Community in der Spezialitätenkaffee-Branche. Die Veranstaltungen und Wettbewerbe sind nur möglich, weil viele Kaffeebegeisterte ehrenamtlich helfen. Es sind Freiwillige, die sich auch wegen der noblen Visionen der dritten Kaffeewelle im Specialty-Umfeld engagieren. Ökologische und soziale Gerechtigkeit sind dabei feste Bestandteile. Das hat sich einerseits im Protest für die Zulassung von Milchalternativen beim Barista-Wettbewerb gezeigt und andererseits darin, dass die Rufe nach niedrigeren Hürden für die Teilnahme an den Wettbewerben immer lauter werden. Von Teilnahmegebühren über notwendiges Equipment bis hin zu Kaffeepreisen: Die Veranstaltungen werden immer teurer und damit elitärer. Wir finden es gut, dass rege Diskurse Teil der SCA sind. Es ist richtig, dass Missstände angesprochen werden. Gleichzeitig finden wir es wichtig, dass es die Organisation und die Arbeit von all ihren Mitgliedern und Freiwilligen gibt. An dieser Stelle möchten wir uns insbesondere beim Team der SCA Germany bedanken.
Für uns spielt die Specialty Coffee Association eine große Rolle: Ohne sie gäbe es keine Wettbewerbe, bei denen Aurore und Philip schon häufig mitgemacht haben und auch erfolgreich waren. Zuletzt ist Aurore Vizeweltmeisterin im Cuptasting geworden und Philip deutscher Röstmeister 2024. Wir sind als Unternehmen Mitglied der Organisation und freuen uns, auf Messen und bei Wettbewerben immer wieder engagierte ehrenamtliche Mitglieder zu treffen.