Exkurs: Kaffeemühlen-Totraum
Der Totraum (engl. Retention) einer Kaffeemühle bezeichnet Orte, an denen sich Kaffeemehl ablagert, wenn wir die Mühle nutzen. Meist passiert das im Bereich des Mahlwerks, beispielsweise dort, wo Vertiefungen für Schrauben sind, oder in dem Bereich, wo das Kaffeemehl vom Mahlwerk weiter nach unten rutscht. Manche sprechen hier vom aktiven oder passiven Totraum, andere vom temporären und vom permanenten Totraum.
Gemeint sind damit einerseits die Bereiche, in denen Kaffeemehl zwischen den einzelnen Mahlvorgängen hängenbleibt, also weiterhin aktiv ausgetauscht wird und damit nur temporär an den entsprechenden Stellen verbleibt. Andererseits meint man damit Bereiche, in denen Kaffeemehl dauerhaft, also permanent hängenbleibt, bzw. so lange, bis wir die Kaffeemühle reinigen. Nur bei Mühlen, die sich auseinanderbauen lassen, können wir sicherstellen, dass auch der passive bzw. permanente Totraum wieder sauber wird.
Was ist ein Blow Hopper?
Ein Blow Hopper ist im Grunde genommen ein kleines manuelles Gebläse, das wir auf den Bohneneinlass unserer Kaffeemühle stecken können. Manche Modelle lassen sich auch direkt auf den Bohnenbehälter montieren, sodass hier nicht gewechselt werden muss. Der kleine Aufsatz ist ähnlich wie ein Blasebalg konstruiert und erlaubt es uns, Luft durch die Mühle zu blasen. Dadurch pusten wir alle gemahlenen Kaffeereste nahezu vollständig heraus. Das hat mehrere Vorteile:
- Wir vermeiden, dass alte Kaffeereste in der Mühle ranzig werden und den Geschmack unseres frischen Kaffees beeinträchtigen, wenn wir sie nach längerer Zeit wieder nutzen.
- Wir können verschiedene Kaffeesorten mahlen, ohne die Mühle jedes Mal reinigen zu müssen oder beim Zwischenmahlen viele Bohnen zu verschwenden.
- Wir können die genaue Menge an Kaffee mahlen, die wir brauchen. So haben wir das Bohnengewicht später auch in gemahlener Form, ohne Überschuss oder Mangel.
Für wen ist ein Blow Hopper geeignet?
Ein Blow Hopper ist vor allem für sogenannte Single-Dosing-Kaffeemühlen geeignet. Das Ziel ist, nach jedem Mahlvorgang die Kaffeereste herauszupusten. Sind Bohnen für mehrere Kaffees in der Mühle, müssten wir erst den Bohnenbehälter abnehmen, unseren Blow Hopper aufsetzen, pusten und danach wieder den Bohnenbehälter aufsetzen. Ansonsten würden die Bohnen der Druckluft den Weg versperren und der Blow Hopper wäre somit unnütz.
Multidosing-Mühlen kommen vor allem dort zum Einsatz, wo viel Kaffee verbraucht wird, also in Cafés, Restaurants und so weiter. Pro Mühle wird dann eine Bohnensorte gemahlen und die Mühlen werden am Ende des Tages gereinigt. Kaffeereste im Totraum, die ranzig werden könnten, existieren somit praktisch nicht. Folglich wäre ein Blow Hopper auch fehl am Platz.
Wenn wir eine Einzeldosis-Mühle einsetzen, wiegen und mahlen wir immer nur so viel Kaffee, wie wir für eine Portion benötigen. Nach dem Mahlvorgang befinden sich also keine Bohnen mehr im Behälter und wir können mit unserem manuellen Gebläse Luft durch die Mühle jagen, um das meiste übrige Kaffeemehl in Richtung Auslass zu befördern.
Ersetzt ein Blow Hopper die Reinigung der Kaffeemühle?
Nein, ein Blow Hopper ersetzt die regelmäßige Kaffeemühlen-Reinigung nicht. Er erlaubt es uns zwar, Kaffeemehlreste aus der Mühle zu blasen, allerdings nicht vollständig. Ein bisschen Kaffeemehl bleibt also immer zurück. Auch Ablagerungen wie Öl und Fett können wir mit dem Blow Hopper nicht entfernen. Um eine regelmäßige Reinigung unserer Kaffeemühle kommen wir also nicht herum.
Woher bekomme ich einen Blow Hopper?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie wir an einen Blow Hopper kommen. Die einfachste ist natürlich, einen fertigen zu kaufen. Es gibt einige Kaffeemühlen-Hersteller, die Blow Hopper speziell für ihre Maschinen anbieten. Außerdem gibt es jede Menge Drittanbieter, die auf Ebay, Amazon und Co. ab etwa 20 € entsprechende Teile für verschiedene Mühlen anbieten.
Eine andere Möglichkeit ist, einen Blow Hopper selbst zu bauen, vorausgesetzt du bastelst gerne und hast handwerkliches Geschick. Das Prinzip eines Blasebalgs ist an sich ziemlich einfach. Wir können uns auch ein Gebläse besorgen und einen Adapter für zwischen Bohneneinlass unserer Mühle und Gebläse bauen. Am stressfreisten geht die eigene Herstellung eines Blow Hoppers aber mit einem 3D-Drucker. Auf den einschlägigen Seiten für Druckdateien haben wir schon Muster für die ein oder andere Kaffeemühle gefunden. Entweder für die Gebläse selbst oder zumindest für Adapter, die zwischen Gebläse und Bohneneinlass kommen.
3D-Modelle für Blow Hopper und Adapter zum selber drucken
Die 3D-Druck-Community ist zwar noch relativ klein, aber sehr aktiv. Es tummeln sich auch einige Kaffeenerds darin, die ihre Maschinen mit kreativen Drucken erweitern oder Zubehör drucken, das sie sonst teuer einkaufen müssten. Es gibt einige Seiten, auf denen 3D-Modelle kostenfrei und kostenpflichtig angeboten werden, oft unter der freien Creative-Commons-Lizenz. Wenn du also einen 3D-Drucker dein Eigen nennst, findest du auf Cults, Thingiverse und Co einige nützliche STL-Dateien. In Sachen Blow Hopper haben wir einige kostenlose Designs gefunden, die sich mit etwas Erfahrung leicht an andere Mühlen anpassen lassen:
- Blow Hopper für Kaffeemühle (STL-Datei) (Mirror, Lizenz CC BY-NC) für Graef CM70 und CM80 von Schlagrat auf cults3d.com
- Blow Hopper, Trichter und Deckel (STL-Datei) (Mirror, Lizenz CC BY) für Mazzer Super Jolly von Squidage auf cults3d.com
- Blow Hopper für Eureka Mignon (STL-Datei) (Mirror, Lizenz CC BY-NC-SA) von rmanalan auf thingiverse.com
Berichte uns gerne in den Kommentaren von deinen Erfahrungen. Beachte bitte, dass du für das Drucken auf lebensmittelechtes Filament in Betracht ziehen solltest.
